Kurioses am Fenster II

Das mit dem Rolladen

oder: 

Von unabsichtlicher Erleuchtung und ungeahnten Kräften

Direkt neben dem stets geschlos­se­nen Rol­la­den, wo außen unser Fun­tap­pers-Schild am Haus hängt, befin­det sich ein wei­te­rer Laden, der seit Jah­ren nicht hoch­ge­zo­gen wer­den kann. Irgend­ei­nen Defekt gab es da mal, er ging jeden­falls irgend­wann der­art schwer­fäl­lig, dass es einem durch­schnitt­lich kräf­ti­gen Men­schen nicht ohne wei­te­res mög­lich gewe­sen wäre, ihn auch nur zu bewe­gen. Am Gurt des besag­ten Rol­la­dens hing dann irgend­wann ein hand­ge­krit­zel­tes Papier­schild “Rol­la­den defekt — nicht hoch­zie­hen”, das nach und nach in die Jah­re kam.

Und wie das bei sol­chen Din­gen manch­mal ist, nimmt man sie mit­un­ter nicht mehr stän­dig wahr.

So gesche­hen irgend­wann 2013 vor einer Unter­richts­stun­de. Die ers­te des Tages, und hilfs­be­rei­te Schü­ler hel­fen der Trai­ne­rin, die Läden hoch­zu­zie­hen. Kurz dar­auf nimmt sie unter­schwel­lig eine außer­ge­wöhn­li­che Lumi­nanz im Raum wahr, gefolgt von einem zag­haf­ten “O Oh-… mist”. Sie schaut sich um und ent­deckt zunächst nichts Unge­wöhn­li­ches, der Raum sieht nur plötz­lich so freund­lich aus. Dann sieht sie es. Ein zer­knirsch­ter Mensch steht neben einem zur Gän­ze her­aus­ge­zo­ge­nen, sich auf dem Boden schlän­geln­den Rol­la­den­gurt, dane­ben ein hell erleuch­te­tes Fens­ter. Ver­wir­rung, Ungläu­big­keit: Wie um alles in der Welt hat die­ser Mensch das fer­tig­ge­bracht? Er beteu­ert, ihm sei nichts wei­ter auf­ge­fal­len. Ja, der Laden sei schon etwas schwer­gän­gig gewe­sen, das sei aber doch in dem Raum nichts Unge­wöhn­li­ches… — Und der immer län­ger wer­den­de Gurt? Und das Schild-? — Tja…

Letz­te­res fällt wohl in die Kate­go­rie “Betriebs­blind­heit”. Wem ist das nicht schon passiert.

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Nun, es ist nichts zu machen. Der Laden ist oben und steckt fest, der meter­wei­se her­aus­ge­zo­ge­ne Gurt eben­falls. Viel­leicht, denkt sich die Trai­ne­rin, ist das jetzt ein Anlass, die­sen Laden mal rich­tig zu repa­rie­ren. Sie freut sich über den unge­wohnt hel­len Raum und beschließt, sich mit der Sache an den Haus­tech­ni­ker zu wenden.

Eine Mail geht dar­auf­hin an die Verwaltung:

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Wie sich her­aus­stellt, ist die Sache nicht ganz so unkom­pli­ziert wie sich die Trai­ne­rin das vor­ge­stellt hat, da sich der Rol­la­den­kas­ten in schwin­del­erre­gen­der Höhe befin­det. Auch das hin­ter die­ser Akti­on ver­bor­ge­ne Kraft­po­ten­ti­al ihres Schü­lers hat sie bis­lang nicht in Gän­ze erfasst. Sie erhält vom Haus­tech­ni­ker eine mail in cc.

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Glück­li­cher­wei­se befin­det sich gra­de eine grö­ße­re Lei­ter vor Ort. Die Trai­ne­rin möch­te sich ein wenig mit ihrem hilfs­be­rei­ten Ele­ven soli­da­ri­sie­ren und Gemü­ter etwas beruhigen.

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Da der Haus­tech­ni­ker eben­so­we­nig wie alle ande­ren mit die­sem kurio­sen Inter­mez­zo gerech­net hat, nimmt es eini­ge Zeit in Anspruch, bis hier gehan­delt wer­den kann. Wäh­rend die­ser Zeit erhält die Trai­ne­rin meh­re­re besorg­te Hin­wei­se von auf­merk­sa­men Schü­lern, dass da tags und nachts immer ein Rol­la­den oben sei… sie ist beein­druckt über sol­che Wach­sam­keit durch Nicht-Orts­an­säs­si­ge zu unpo­pu­lä­ren Tageszeiten.

Eini­ge Wochen spä­ter ist das Pro­blem beho­ben, jedoch besteht nach wie vor Fas­sungs­lo­sig­keit auf Sei­ten des Haus­tech­ni­kers über die­sen Vorgang.

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Super, dass die Sache gere­gelt ist und unser Haus­tech­ni­ker es mit Humor nimmt!

Und dass wir so kräf­ti­ge hilfs­be­rei­te Mit­glie­der haben:)

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